European Karate

Europäische Traditionen

Das Show-Element im Zweikampf

Cornish Wrestling, Kupferstich, 1800

Foto: Privatbesitz

Der Kupferstich von J. Wheble entstand im Jahr 1800 und zeigt das alte Cornish Wrestling. Damit offenbart das Bild die Anfänge einer ganz eigenen europäischen Traditionslinie jenseits der antik-klassischen Ringerschulen. In der Zeit, in der der Kupferstich entstand, wurde das britische Wrestling hauptsächlich als Belustigung auf Jahrmärkten und kleineren Volksfesten betrieben. Dabei versuchten Besucher, deutlich überlegene und trainierte Kämpfer zu besiegen. Allerdings verloren sie meistens. Um die Angelegenheit spannender zu gestalten, wurden die Kampfbedingungen zugunsten eines "Showkampfs" verändert, bekamen etwa die Herausforderer andere Wrestler an die Seite, welche ihnen dann meistens zum Sieg verhalfen. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts blieb das Wrestling auf Jahrmärkten beliebt; jedoch bildeten sich die ersten kleinen Wrestling-Ligen. Der Erfolg wuchs im frühen 20. Jahrhundert immer mehr. Das amerikanische Wrestling wurde innovativer und professioneller, herausgekommen ist ein medienwirksamer Stil, der Show und Sport verbindet. Genau genommen verbirgt sich dahinter auch eine europäische Traditionslinie des Zweikampfes: Es ist vergleichbar dem "Rummelboxen" oder den Jahrmarktsauftritten der ersten Jiu-Jitsu-Kämpfer zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Die öffentlichen Werbeauftritte von Budo-Schulen, die heutzutage nicht selten mehr der Show als der Effektivität verpflichtet sind, stehen in dieser Tradition. In gewisser Weise betrifft es sogar alle populäreren Wettkampf-Stile - zuvorderst das Kickboxen. Durch das Reglement, das eine "Entschärfung" effektiver Nahkampftechniken und -strategien festschreibt, sind längere Kämpfe jenseits realistischer Auseinandersetzungen möglich. Show und Sport haben auch in Deutschland eine Tradition. Renshi V. Blech